Pilger-Wanderreise im Hl. Jahr 2025 – von Gornji Grad nach Görz
Erfolgreiche Pilger-Wanderreise von Gornji Grad in die Kulturhauptstadt 2025
Eine besondere Pilger-Wanderreise im Heiligen Jahr 2025 unternahm der Verein Benedikt be-WEG-t mit seinem Obmann Hannes Maier von Gornji Grad in Slowenien nach Nova Goricia/Goriza in die Kulturhauptstadt GO 2025. In zehn Tagen wurden 200 km zurückgelegt und 4700 Höhenmeter überwunden, dabei verschiedene Landschaften und Kulturstätten bei abwechslungsreichem Wetter erlebt und schließlich einige Highlights der Kulturhauptstadt GO 2025 genossen.
Gemütlich erfolgte die Anreise mit einem Kleinbus nach Gornji Grad, wo die zunächst 12 Teilnehmer von Sara Bastl, Vorstandsmitglied des Vereins und Tourismus-Verantwortliche der Gemeinde, herzlich empfangen wurden. Die Gruppe durfte eine interessante Unterkunft in einem umgebauten Heustadel beziehen.
Am nächsten Tag ging es dann los, der Pfarrer von Gornji Grad, Ivan Hrastnik spendete den Segen und überreichte jedem Pilger und jeder Pilgerin ein Benedikt-Amulett. Sowohl Bürgermeister Anton Špeh als auch der Amtsleiter waren beim feierlichen Hissen der Benedikt-Fahne anwesend. Die erste Etappe führte dann hinauf an mehreren schönen Kirchen vorbei zunächst nach Nova Štifta und zum Bergrücken, wo man normalerweise bereits einen Blick auf die Steiner Alpen hätte. Allerdings verdichtete sich etwas der Himmel und auch leichter Regen setzte ein, sodass die Pilger den schönen Fernblick nicht genießen konnten. Über eine hügelige Wegstrecke mit mehreren Wegkreuzen führte der Weg dann hinunter nach Kamnik.
Am nächsten Morgen wurde das Franziskanerkloster in Kamnik besucht. Ein Franziskanerpater begrüßte die Gäste auf das herzlichste und zeigte ihnen gemeinsam mit einem Assistenten die berühmte Plečnik-Kapelle, wo der slowenische Architekt vor allem das Leid der Slowenen während beider Weltkriege künstlerisch zum Ausdruck brachte. Der Künstler verwendete verschiedene Marmorarten aus Slowenien und stellte auch die Verbindung des Leidens mit der Hoffnung der Auferstehung, der zentralen christlichen Botschaft, dar. Es ging dann über eine herrliche bewaldete Hügelkette an einen kleinen Teich und weiter durch die Orte Sv. Križ, Komenda und Repnje. Für eine Kaffeepause wurde eine alternative Wegroute erkundet. Zur Überraschung musste ein Bach, der nach dem Regen sehr viel Wasser führte, gequert werden. Andreas war zur Stelle mit einem Pfosten, mit denen wir das überraschende Hindernis und etwas nassen Schuhen bewältigten. Im Frauenkloster Repnje und der modernen Kapelle machten wir Halt, wo es wieder einen sehr schönen spirituellen Impuls gab. Jetzt ging es wieder bergauf über den Hügeln zur imposanten Burgruine Smlednik. Hier genossen wir bereits in der Abendsonne den Blick nach Ljubljana, nach Kranj und zu unserem nächsten Ziel, der Stadt Škofja Loka. Den berühmten Kreuzweg von Sveta Valburga gingen wir hinab, querten dann die Save und erreichten in wenigen Metern das Hotel. Am Abend wanderten wir noch zum Stausee Zbilje und aßen zu Abend mit Blick auf den See.
Die vierte Etappe war zum Ausrasten und ging vom Stausee Zbilje durch die ebenen Flächen und Wälder nach Škofja Loka. Janez Izvir, ein slowenischer Pilgerfreund und mit den Örtlichkeiten bestens bewandert, begleitete uns und bewirtete uns gemeinsam mit seiner Frau unterwegs in Reteče. In der modernen Kirche von Reteče ließen sich die Pilger:innen zu einem stillen Gebet nieder. Der weitere Weg führte uns entlang der Flussauen der Sora. Martin wagte einen Sprung ins kühle Nass. Über ihre beeindruckenden Brücken erreichten wir Škofja Loka. Vieles lernten wir über diese besterhaltenste, mittelalterliche Stadt Sloweniens bei der Führung kennen. Wir gingen auch hinauf zur Burg, wo sich spontan alle am Theaterplatz an einer musikalisch bewegten Tanzaufführung mit den Klängen des Donauwalzers beteiligten.
Wir besuchten auch die Messe in der Stadtpfarrkirche, die äußerst beeindruckend und mit modernen Werken des slowenischen Architekten Plečnik ausgestattet ist. Unser spiritueller Begleiter, Christian, durfte die Lesung in Deutsch halten. Im besten Pizzalokal der Stadt, Jeharna, direkt neben der Sora gelegen, klang der Abend wundervoll aus.
Am nächsten Tag, ein Sonntag, stand die große Hügelwanderung von Škofja Loka nach Žiri auf dem Plan. Die Wettervorhersage verhieß nichts Gutes. So war es dann auch und es regnete zeitweise. Steile Anstiege mit kurzen flachen Stücken führten uns nach Sv. Andrej und nach Sv. Ozbold hinauf. Hügelig auf und ab ging es dann noch 12 km weiter. In Suhi dol, in einer kleinen Talsenke, versorgte uns glücklicherweise Silvio mit Getränken und Süßigkeiten. Dann ging es nochmals 400 m den Berg hinauf, dem so genannten Goli vrh, ein großer, weiter, begrünter Hügel aus Wiesen, unter dem ein riesiges Verteidigungssystem am Ende des Zweiten Weltkrieges errichtet wurde. Einzelne Bunker sind rund um den Hügel erkennbar. Bei einem hielt die Pilgergruppe Rast, bevor sie den Abstieg nach Žiri antrat. Müde und zufrieden erreichten sie nach 34 km die Unterkunft. In einem noblen Extrazimmer fanden die Pilger einen festlich gedeckten Tisch, wie bei einer Feier. Das Essen glich dann ebenfalls einem Festmahl, so gut hatte die Chefin des Hauses aufgekocht.
Auch die folgende fünfte Etappe hatte es in sich. Zunächst war ein Anstieg von 500 Höhenmetern von Sveta Ana hinauf auf den Mrzli vrh, wo einst die Grenze zwischen Italien und Slowenien zwischen den beiden Weltkriegen verlief, zu bewältigen. Das schaffte die Gruppe sehr bravourös. Nun ging es wieder sehr hügelig in einer herrlichen Landschaft auf Wald- und Wiesenwegen dahin. In Ledine fanden die Pilger :innen einem kleinen Platz mit einem Denkmal, der allerdings als Kraftplatz äußerst beruhigend wirkte. Bei einem leider wegen Urlaubs geschlossenen Gasthaus wurde Mittagsrast gehalten und die Reste des Abendmahls vom Vortag verzehrt, es blieb nichts übrig. Es ging nochmals hügelig weiter und dann stand eine steiler Abstieg in die Quecksilber-Stadt Idrija am Programm. Der Pfad hinunter war gefährlich, weil er durch Mountainbiker stark beschädigt wurde und keine Trittflächen mehr aufwies. Die Gruppe erreichte dennoch wohlbehalten ihr Tagesziel und bezog die Unterkunft mitten in der Stadt.
Am Dienstag, den 16. September, stand die Königsetappe am Programm. Auch diesmal versprach die Wetterprognose nichts Gutes. Beim ersten Aufstieg begleitete uns noch kurz die Sonne, beim zweiten mussten wir den Regenschutz auspacken. Auf der ersten Anhöhe mit dem ‚Schnapsomat‘ war der erste Regenguss wieder vorbei und wir konnten die weitere hügelige Wanderung gut fortsetzen. Glücklicherweise hat Silvio unseren alten Bekannten Danilo Mohoric gefragt und Unterstände organisiert, es begann nämlich heftig zu regnen. Es half nichts, wir mussten weiter, aber glücklicherweise hörte der Regen auf dem Weg in den Idrijca-Graben beim vlg. Trattnig auf, dort spendete die Bäuerin frische Birnen. Bis zur Klause Idrijca blieb es trocken. Dort angekommen begann es wieder zu regnen und wir konnten unsere Mittagsrast unter dem Dach der schönen Klause abhalten. Der weitere Pfad, teilweise direkt über kleine Inseln in der Idricija, führte uns über insgesamt 14 querende Bächlein und Furten. Andreas musste wieder einspringen und uns durch den stark wasserführende Idricija helfen. Von da ging es wieder steil bergauf, auch eine lange asphaltierte Straße, wo Ernst beinahe seinen Rucksack vergaß. Dann fiel Nebel ein, es wurde kälter und Hannes traf die Entscheidung, heute nicht auf den Gipfel des Mali Golak zu gehen. Wir hätten auch nichts gesehen und der Weg wäre über den steinigen Pfad sehr beschwerlich gewesen. Stattdessen folgten wir der nahezu ebenen Forststraße und gingen zur Gänze den Mali Golak, die höchste Erhebung nördlich des Vipava-Tales rund herum. Es nahte schon wieder ein Gewitter, die Schritte wurden immer flotter, so dass wir noch rechtzeitig die Almhütte Mali Golak trocken erreichten.
Das war noch nicht alles an diesem Tag. Silvio, der mit 2 Pilgerinnen voraus fuhr, hatte an diesem Tag Pech. Er fuhr etwas zu weit in die Berge und hatte dort einen ‚Patschen‘. Mit seinen Sprachkenntnissen organisierte er die örtliche Bergrettung, deren Männer ihm den Reifen wechselten und gut zur Almhütte geleiteten. So waren wir dann alle wieder versammelt und konnten ein echtes Pilgermenü und typisches regionales Essen, nämlich Jota (Krautsuppe) mit einer Krainer Wurst genießen. Das war ein echt spannender und abenteuerlicher Tag.
Herrliches klares Wetter und eine leichte Bora begleitete uns dann am nächsten Tag auf der siebenten Etappe vom Mali Golak hinunter in das Vipava-Tal. Erstmals konnten wir auch die obere Adria mit Schiffen und das malerische Piran erblicken. Mit verschiedenen Arten von Strudel und Kaffee gestärkt bei einer weiteren Hütte ging es dann hinunter zum Kraftort Sveti Pavel. Von diesem ‚wegzukommen‘ war nicht leicht aber wir mussten weitergehen, weil knapp unterhalb des schönen Aussichtplateaus vier weitere Pilger:innen warteten. Diese wurden mit einem Kärntner Lied begrüßt. Wieder über herrliche Wanderwege und Pfade durch die Orte Ravne und Osek, wobei wir durch ein kleines Stück Unterholz irren mussten, gelangten wir zum Tagesziel, Sveta Lucija und das herrliche Weingut von Malovščevo mit Agritourismus. Nach einer lieben Abendandacht mit viel Gesang, gestaltet von Christian und Gabi, in der lieblichen Kirche hatten wir wieder ein herrliches Essen auf einem großen Gemeinschaftstisch und italienischen Flair. Die Chefin des Hauses mit ihrer Tochter kochte und der Gatte beziehungsweise Papa war der gelernte Kellner.
Ebenso herrlich war das kräftige Frühstück am nächsten Morgen und wir brachen zu unserer letzten Etappe und zum Ziel GO 2025 auf. Auch hier gab es wieder herrliche und fast ebene Wanderwege mitten hindurch von Weingärten und Siedlungen. Auch große Kiwi hingen von einer Laube herunter. Unterwegs machten wir einen Abstecher zur berühmten Karstquelle Lijak, ein weiterer Kraftort, an dem wir gerne länger verweilt wären. Ein guter Kilometer war es noch bis in die Stadt Nova Gorica. Nach der Mittagspause besuchten wir dort die erste Ausstellung „Kunst durch Berührung“, die uns sehr mit der Aufmachung und der Einladung zum aktiven Mitmachen begeisterte. Sie macht berühmte Bilder und Skulpturen für blinde zugänglich, andere Skulpturen wurden bewusst aus dem Blickwinkel von Blinden mit Künstlern gestaltet. Wir durften das nacherleben und empfinden.
Ein weiteres Highlight war dann die Abschlussmesse in der modernen Kathedrale von Nova Gorica. Pfarrer Milan Pregelj gestaltete diese in Slowenisch, ließ aber Christian, unserem spirituellen Begleiter, viel Raum für die Ausführung. Sowohl Gesang als auch Lesung, Evangelium, Fürbitten und weitere Gebete durften wir in Deutsch machen. Martin begeisterte uns noch mit seinem irischen Segenslied. Wie schon bei dem von ihm organisierten Pilgerwanderung üblich brachte Hannes gravierte Benediktkreuze als persönliches Geschenk mit und Pfarrer Milan segnete diese. Jeder Teilnehmer erhielt dann von Hannes ein Kreuz umgehängt. Ein emotionaler Höhepunkt der Pilgerwanderung, als alle sich anschließend gegenseitig umarmten und auch die eine oder andere Freudenträne vergossen wurde. Pfarrer Milan holte den offiziellen Stempel der Pfarre und stempelte unsere Pilgerpässe.
Unterwegs zu unserem Hotel in Šempeter erklommen wir noch den Hügel zum Franziskanerkloster Kostanjevica, wo wir im Abendlicht die Silhouette der Burg Görz erblickten.
Diese Burg war dann am nächsten Tag der Ausgangspunkt für einen Stadtrundgang mit Stadtführerin Elbrich Bos. Sie erklärte uns die lange Geschichte der 1001 gegründeten Stadt, das Geschlecht der Grafen von Görz, die auch die Grafen von Tirol waren, und die blühende Entwicklung in der Zeit der Habsburger. Die Stadt erlebte im 20. Jahrhundert sehr schwere Zeiten und erst in jüngster Zeit konnte mit der Kulturhauptstadt GO 2025 ein starkes verbindendes Zeichen gesetzt werden. Am frühen Nachmittag wurde der alte Bahnhof Transalpina mit seinem Vorplatz besucht. Eine Bodenmarkierung zeigt die Grenze zwischen Italien und Slowenien. Viele nutzten den Platz, mit einem Bein in Italien und mit anderen in Slowenien zu stehen. Auf dem Weg zum Mittagessen fanden wir einen speziellen Pavillon mit Kärnten Bezug: akustisch konnte man Gedichte von Ingeborg Bachmann auf Italienisch und Deutsch anhören.
Am Nachmittag spazierten wir durch den Kostanjevica-Tunnel mit seinen modernen Skulpturen. Er verläuft genau an der Grenze und entlang der Bahnlinie zwischen Nova Gorica und Gorizia. Im Rafut-Park – zu deutsch Holzplatz-Park – hörten wir nach anfänglichen technischen Schwierigkeiten mit dem Handy einige Kostproben von Robert Schumann‘s „Waldszenen“, eine moderne Installation mit gleichzeitiger Erklärung der jeweils in der Nähe befindlichen Bäume und Pflanzen. Ebenfalls ein Teil von GO 2025.
Ganz ruhig ließen wir den letzten Tag ausklingen. Gemütlich ging es durch die Stadt zum berühmten Palazzo Atems Petzenstein. Dort besichtigten wir die multikulturelle und regionale Ausstellung. Diese hatte viele Bezüge zu den Habsburgern und Österreich. Sehr beeindruckend ist die Ausstellung des in der Nähe von Görz geborenen Malers Zoran Music. Er studierte Kunst in Zagreb, verbrachte seine Jugendzeit an der dalmatinischen Küste und wurde kurz vor Kriegsende in Dachau interniert. Später lebte er in Venedig und Zürich und hatte in allen wichtigen Kunststätten, wie Paris und New York Ausstellungen. Es gibt unterschiedliche Werke aus seinen verschiedenen Schaffensperioden. Auffällig sind seine düsteren Bilder, die er in den achtziger Jahren geschaffen hatte und wohl seine Zeit im KZ aufarbeite. „Atmosfere La Stüa“ war nach einem kurzen Stadtbummel die letzte Station auf unserer Pilger-Wanderreise, wie abschließend Hannes diese Pilgerveranstaltung im heiligen Jahr neu benannte. Dort gab es zum Abschluss ein herrliches italienisches Essen.
Diese Pilger-Wanderreise war in verschiedener Hinsicht sehr abwechslungsreich: Die Unterkünfte waren sehr verschieden, einmal schliefen wir in einem umgebauten Heustadel, einmal in einer Almhütte auf einem Matratzenlager gemeinsam und viele Male in schönen Hotels. Die Landschaft wechselte von den alpinen Bergen und Hügeln in das Karst-Gebiet mit seinem mediterranen Flair, den Weinbergen den vielen südländischen Pflanzen, den engen Gässchen in den Orten und deren Steinmauern. Das Wetter war sehr abwechslungsreich und herausfordernd. Die Menschen, die Pilger waren sehr verschieden und spannend zugleich: Sie erlebten leicht abenteuerliche Geschichten, trugen selbst zu mancher Aufregung bei, sorgten aber auch für anekdotischer Erlebnisse, an die wir uns gerne erinnern werden.
Christian und viele Pilger und Pilgerrinnen selbst inspirierten uns täglich mehrmals mit ihren Gedanken und Impulsen sowie Gebeten. Wir haben sehr viel gebetet, Messen besucht und unterwegs Andachten gefeiert. Der liebe Gott und der Heilige Benedikt haben uns wohl ständig begleitet und ihre schützende Hand über uns gehalten. So konnten wir, abgesehen von einigen kleineren Beschwerden einzelner Teilnehmerinnen, bereichert und gesund nach Hause fahren.
Hannes Maier, September 2025